Er wusste schon gar nicht mehr, warum er den beiden anderen gefolgt war. Warum er jetzt auch in der Röhre stand. Der Röhre, in der er zwei Wochen lang gefangen gehalten worden war. Von ihm, von dem Mann, der jetzt nach Hause zurückkehren sollte. Nach Hause, in seine eigene Zeit. 136 Jahre in der Zukunft.

 

 

Eddie schluckte, der Gedanke war für ihn immer noch schwer vorstellbar. Sein Ur-ur- er hatte vergessen, wie viele Generationen Dr. Stein dazwischen gezählt hatte – Enkel. War er deshalb auch hier unten? Um sich zu verabschieden? Es war mehr eine Effekthandlung gewesen, dass er Cisco und Joe nachgegangen war. Kurz warf der blonde Detective einen Blick in Richtung des Wurmlochs. Barry, Flash, wie auch immer, er hatte es erschaffen. War in der Zeit zurück gereist, um seiner Mutter das Leben zu retten. Würde das die Zukunft ändern? Die Gegenwart?

 

 

Eddie wusste es nicht, es war ihm auch egal. Er hatte endlich entschieden, dass er Iris liebte, Iris, seine wunderschöne Iris. Der Gedanke an sie ließ ihn lächeln. Und sie hatte sich für ihn entschieden, das hatte er in ihren Augen gesehen. Kein Zeitungsartikel aus der Zukunft konnte daran etwas ändern, sie konnten ihr Schicksal selbst bestimmen. Ganz gleich was Wells, nein Eobard Thawne sagte. Seine Zukunft, seine Iris, seine zukünftige Frau. Wenn das hier vorbei war, würde er ihr endlich den Antrag machen. Das Kästchen mit dem Ring spürte er in seiner Hosentasche, direkt neben der Waffe, die er jetzt immer trug. Seit seine Freunde ihn endlich gefunden hatten, legte er sie sogar unter sein Kopfkissen, obwohl Iris bei ihm schlief. Um sich selbst zu schützen oder seine Geliebte, genau vermochte er es nicht zu sagen. Aber heute Abend würde er mit Iris erneut zu dieser Brücke gehen und diesmal konnte ihn auch niemand aufhalten. Wells würde dann weg sein und Barry…

 

Das Geräusch zersplitternden Glases ließ ihn aufschrecken. Barry. Er war zurückgekommen. Und hatte dabei die Zeitreisekapsel für Wells zerstört. Joe und Cisco lagen am Boden, bewusstlos so schien es. Eddie hoffte, dass es auch wirklich nicht mehr war.

 

 

Und Barry und Wells. Es dauerte ein wenig, bis der junge Cop die beiden erfassen konnte. Sie kämpften, so schnell, so heftig. Das Wurmloch, es war verschwunden, Wells konnte nicht mehr nach Hause und Barry schien seine Mutter nicht gerettet zu haben. Was ihn wohl davon abgehalten hatte?

 

 

Eddie zog seine Waffe, er musste Barry helfen, das war seine Pflicht. Aber er traute sich nicht, auf Wells zu schießen. Er hatte selbst gesehen, wie schnell die beiden Metas sein konnten und er wollte nicht den falschen verletzen. „Nachdem ich dich getötet habe, werde ich sie töten. Und dann deinen Vater. Ich gewinne immer!“, grollte Wells, seine Hand fing an zu vibrieren. Barry, wehr dich! Er wollte es rufen, ihn warnen, doch der junge Flash schien sowieso nicht mehr die Kraft zu haben, sich zu befreien.

 

Und dann fiel es dem blonden Mann wie Schuppen von den Augen. „Haben sie mich deshalb nicht getötet?“ klang seine eigene Stimme in seinem Kopf nach. Verwandtschaft. Wells oder Eobard, er war Eddies Nachfahre und das hieß…

 

„Vergib mir Iris“, flüsterte er, dann drückte er ab.

 

Der Schmerz war… unbeschreiblich. Eddie war zwar schonmal angeschossen worden, aber nie so. Nie freiwillig.  Aber es funktionierte. Wells war wie erstarrt und Barry… er lag halb bewusstlos am Boden, aber er lebte noch und sah ihn ungläubig an. Wie in Trance sah Eddie, wie Joe sich aufrappelte, wie er zu ihm rannte. „Was hast du getan?“ Euch gerettet. Eddie wollte es sagen, in dem Moment, als seine Knie nachgaben. „Was hast du getan? Was hast du getan?“ Sein Partner klang verzweifelt, packte ihn an den Schultern.

 

Langsam sackte Eddie zu Boden, die Schmerzen waren überwältigend. „Sowas wie Zufall gibt es nicht“, schaffte er zu flüstern, es gelang ihm sogar ein Lächeln. Ich sterbe, er wird nie existieren und Iris ist in Sicherheit. Er wollte es erklären, aber die Kraft fehlte ihm. Aber auf Cisco war Verlass, er konnte es erklären. Er war gut in sowas. „Seine Existenz wird ausgelöscht.“ Eddie wollte zustimmen, wollte etwas sagen, zu Barry, zu Iris. Iris.

 

 

Plötzlich war sie bei ihm, er sah die Tränen, die sie noch versuchte zu verstecken. Er hatte sie schon immer durchschauen können. „Eddie, nein. Bleib bei mir, okay? Bleib bei mir!“ Sie klang so verzweifelt, dabei war doch jetzt alles gut. Sie war in Sicherheit. Alle waren in Sicherheit.

 

 

Der blonde Mann nahm seine letzte Kraft zusammen. „Er hatte unrecht“, murmelte er: „Stellt sich raus, dass ich nach allem doch ein Held bin.“ Wieder gelang ihm ein Lächeln.

„Das bist du Eddie. Du bist mein Held!“ Iris schluchzte, aber ihre Worte bedeuteten ihm so viel, so unendlich viel.

 

„Das ist alles, was ich jemals sein wollte.“ Shit, jetzt klangen bei ihm auch die Tränen durch, soviel zu tapfer wie ein Indianer. „Dein Held“, flüsterte er lächelnd, dann nahmen die Schmerzen überhand.

 

 

Und dann war es vorbei.